Die Karl-Hillmer-Gesellschaft

Oder was haben „Alumni – Netzwerke“ eigentlich mit Suderburg zu tun?

Dipl. Ing. Ulrich Ostermann
Vorsitzender der KHG

Die Karl-Hillmer-Gesellschaft e. V. (kurz KHG) ist ein Verein von Studenten, Ehemaligen und Freunden der Ostfalia Hochschule Standort Suderburg, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Hochschule und ihre Studentinnen und Studenten zu fördern. In diesem Sinne sind in der Vergangenheit viele Projekte gefördert worden, die durch den ordentlichen Haushalt der Hochschule nicht hätten finanziert werden können. Dabei ging und geht es insbesondere um die Durchführung von Öffentlichkeitsarbeit und Werbung. Aber auch die Beschaffung von Lehrmitteln, Laboreinrichtungen usw. konnte die KHG finanzieren oder bei der Anschaffung helfen. Außerdem werden gestern wie heute Studentinnen und Studenten bei Studienreisen und Exkursionen finanziell unterstützt.

In den Jahresheften der KHG finden sich deshalb auch immer wieder Berichte der jeweiligen Schulleiter, Direktoren bzw. Dekane über die materielle und ideelle Unterstützung der „Schule“.


Möglich ist diese Arbeit natürlich nur durch die Beiträge und Spenden der Mitglieder und Förderer der KHG. Die Zahl der Mitglieder liegt seit Jahren in einer Größenordnung von 820. Dabei sind in den 60er Jahren, also in der Gründungsphase, und in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts die meisten Eintritte zu verzeichnen gewesen.

Die Karl-Hillmer-Gesellschaft kann inzwischen auf eine insgesamt 75 jährige Tradition zurückblicken.

Ihre Existenz geht zurück auf die Proklamation einer Stiftung zu Ehren des damaligen, langjährigen Direktors der Wiesenbauschule, Karl Hillmer, anlässlich der 75-Jahr-Feier der Wiesenbauschule am 17. Mai 1929. Initiator war der damalige Studienrat Dipl.-Ing. Cäsar Gründel. Bereits an diesem Tage wurden insgesamt 6800 M für die Karl-Hillmer-Stiftung gesammelt. Diesem Grundstock wurden insbesondere anlässlich der Stiftungsfeste der „Erica“ weitere namhafte Beträge zugeführt.

Zweck der Stiftung war insbesondere die Vergabe von Stipendien an Schüler der Wiesenbauschule. Die Stipendien waren dabei mit der Auflage verbunden, diese später wieder zurückzuzahlen.

Die Stiftung arbeitete in der Zeit von 1929 bis 1944 mit großem Erfolg. Durch den Rückfluss der Stipendien und zusätzliche Spenden konnten viele „Studenten“ unterstützt werden. Die Kriegs- und Nachkriegswirren brachten die Tätigkeit der Stiftung dann aber weitgehend zum Erliegen.

Die 100 Jahr-Feier der Niedersächsischen Landesbauschule für Wasserwirtschaft und Kulturtechnik am 29. Mai 1954 war Anlass über eine Neugründung nachzudenken. Vom Schulleiter Dr. Herbert Meyer wurde zusammen mit Friedrich Theune als Vertreter der Absolventen und Rudi Gottschalk als Vertreter der Studentenschaft ein Aufruf zur Gründung der „Karl-Hillmer-Gesellschaft“ verfasst. Diesem Aufruf folgte eine Vielzahl ehemaliger „Schüler“, so dass die KHG faktisch – wenn auch nicht als eingetragener Verein - seit diesem Tag existiert und somit im Jahr 2004 ihr 50 jähriges Bestehen feiern kann.

Die erste Mitgliederversammlung, in der auch ein Vorstand gewählt und eine Satzung beschlossen wurde, fand am 15. Februar 1955 statt. Dieser Vorstand konnte jedoch wegen einer langanhaltenden Krankheit und dem Tod (22.8.1958) des damaligen Direktors Dr. Herbert Meyer seine Arbeit nicht vollständig aufnehmen. Die Geschäfte wurden aber schon ordnungsgemäß geführt, so dass die Beitragszahlungen und Spenden, die eingingen, für die Förderung von Schule und Schülern verwendet werden konnten. Daneben sind umfangreiche Verhandlungen mit dem Amtsgericht und dem Finanzamt in Uelzen geführt worden, um die Gemeinnützigkeit und damit auch die Befreiung von der Körperschaftssteuer zu erreichen. Dokumentiert wurde dieses in den „Nachrichten der KHG“, die 1956 im 1. Jahrgang erschienen.

Die formelle Gründung als gemeinnütziger Verein erfolgte jedoch erst mit einer außerortendlichen Mitgliederversammlung am 19. Februar 1960 und der anschließenden Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht in Uelzen am 4. März 1960.

Mit viel Elan begann die Karl-Hillmer-Gesellschaft e. V. dann im Jahre 1960 mit der ersten ordnungsgemäß einberufenen Mitgliederversammlung am 16. Juli 1960 ihre Tätigkeit. Dabei ist der große persönlichen Einsatz des ersten Geschäftsführers Dr. Georg Schwerdtfeger besonders hervorzuheben. Der damalige erste Vorsitzende, Herr Baumeister Fritz Meyer, führte die KHG über einen Zeitraum von 12 Jahren (die Namen der weiteren Vorsitzenden und Geschäftsführer sind im Anhang zusammengestellt).

Insbesondere die Jahresfeste der KHG wurden für einen regen Austausch zwischen Praxis und Lehre genutzt. Daneben war aber auch der Kontakt zwischen Ehemaligen und Studenten und die Erinnerung an gemeinsame Studienzeiten ein wichtiger Grund, um nach Suderburg zu kommen.

Die Karl-Hillmer-Gesellschaft wurde zu einem festen Bestandteil der Hochschule und nahm so auch Einfluss auf deren Geschicke und Entwicklung. Diese enge Verbindung hatte zur Folge, dass die KHG auch die Höhen und Tiefen in der Entwicklung der Hochschule durchleben musste.


So hatten die jeweiligen Rezessionsphasen, der damit verbundene Rückgang der Studentenzahlen und auch Veränderungen in der Professorenschaft erhebliche Einflüsse auf die Arbeit der KHG.

Besonders Anfang der 1980er Jahre war es kaum möglich einen Geschäftsführer, der nach Satzung Professor an der Hochschule sein musste, zu finden. Nur dem Einsatz des damaligen Vorsitzenden Kurt-Dieter Grill ist es wohl zu verdanken, dass die Karl-Hillmer-Gesellschaft auch diese problematische Zeit meisterte.

Aber auch die großen Aufschwungphasen der Hochschule sind nicht ohne Einfluss geblieben. Gerade in die Zeit der 1990er Jahre fallen auch umfangreiche Neubaumaßnahmen zur Erweiterung des Hochschulstandortes Suderburg und erheblich zunehmende Studentenzahlen. Die „Wende“ hatte so auch einen großen Einfluss auf Hochschule und Karl- Hillmer- Gesellschaft, deren Mitgliederzahlen kontinuierlich ansteigen.

Die Entwicklung zur „Ich-Gesellschaft“ im Deutschland der Jahrtausendwende hat jedoch zur Folge, dass niemand mehr Verantwortung für Andere und das Gemeinwohl übernehmen möchte. Dieser Trend ist zum Glück noch nicht bei der KHG angekommen. So konnte vor 4 Jahren ein Vorstand gewählt werden, dessen Durchschnittsalter bei rund 40 Jahren liegt.

Ich hoffe, dass die Menschen und besonders die „Suderburger“ die gegenwärtige politische Weltlage und die wirtschaftliche Situation in Deutschland als Wendepunkt für einen gesellschaftlichen Umbruch begreifen und sich wieder mehr für das Wohl der Allgemeinheit einsetzen, damit die Hochschule Standort Suderburg weiter unterstützt und gefördert wird und noch viele Jahrzehnte als unser gemeinsamer Fixpunkt erhalten bleibt.

Hier schließt sich der Kreis: Ein „Alumni*– Netzwerk“ war die KHG im Grunde schon immer, auch wenn wir uns heute und wohl auch in Zukunft nur „Förderverein“ nennen.
* Plural von lat. Alumnus = der Genährte, Zögling;